Am Ende schreit die Seele: Hilfe!

In der Pflege, der Fürsorge, in Krankenhäusern, Hospizen und in Altenheimen hört man es immer wieder: Das Personal ist überlastet. In den „helfenden“ Berufen gibt es die häufigsten sogenannten Burnouts. Aber sollen wir den Wunsch einiger Menschen, in solchen Berufen zu arbeiten, gleichsetzen mit dem pauschalen Urteil namens „Helfersyndrom“? Menschen brennen auch aus durch den Mangel an Anerkennung und angemessener Entlohnung, nicht nur durch die Menge der Arbeit.

Bei Syndrom denke ich an die tatsächliche Bedeutung dieses Wortes: das gleichzeitige Auftreten meherer Symptome einer Erkrankung. Nein – ich weigere mich, solchen Leuten – und auch mir selbst – dieses Label anzuheften. Mag sein, dass es vereinzelt tatsächlich so eine Störung mit Krankheitswert gibt, die Menschen dazu treibt, sich über jedes erdenkliche Maß hinaus bis zur Selbstaufgabe aufzuopfern, aber ich mag es nicht besonders, wenn die Umgangssprache dazu führt, dass man derartig diagnostiziert oder gar stigmatisiert wird.

Wenn Menschen sich über das gesunde Maß hinaus engagieren, dann kann man vielleicht sagen, sie schaffen es nicht, Grenzen zu setzen, oder rechtzeitig Nein zu sagen. An dieser Stelle kann ich für mich schon einmal sagen: ich habe kein „Helfersyndrom“, auch nicht, wenn wir es in Anführungszeichen schreiben. Ich möchte Menschen zwar helfen und Anregungen geben, sie auf ihrem Weg begleiten, vielleicht auch,  mit ihnen fühlen, aber keinesfalls möchte ich mich aufopfern.

Selbstfürsorge ist eine Pflicht an sich selbst, die man ernst nehmen sollte. Das sorgende Handeln für sich selbst ist ein wichtiges Thema, das ich in der Arbeit mit meinen Klienten aus allen Richtungen betrachte, beleuchte und übe.  Hier kann ich mit ihnen Muster entdecken, ihr Verhalten analysieren, Alternativen suchen und neue Handlungsmodelle ausprobieren.

Und dann ist es mir ein großes Anliegen, mich mit Sprache zu beschäftigen, den Worten auf den Grund gehen, über Deutungen und Bedeutungen zu reden, besonders, da uns doch die Sprache oft auf falsche Fährten führt. Ein möglichst genaues Verstehen dessen, was der andere sagen will, ist essentiell in der Arbeit mit Klienten, denn ohne sie genau zu verstehen, können wir auch nicht das Beste in unserer Arbeit leisten.

Ihre Susanne Eder

Autorin: Susanne Eder, www.susanneeder-hamburg.de

1 Kommentar
  1. Herr B
    Herr B sagte:

    „Helfersyndrom“ ist ein ebenso zweifelhafter, wie gebräuchlicher Sammelbegriff der Umgangssprache. Gleiches gilt für den Begriff „Burnout-Syndrom“, dessen Anheftung aber offensichtlich von Susanne Eder akzeptiert ist.
    Beide Begriffe sind als Krankheitsbild aus gutem Grund nicht anerkannt und unter qualifizierten Therapeuten und Ärzten auch nicht gebräuchlich. An wen also richtet sich der Vorwurf der Pauschalisierung? Der Moment des Entsetzens, der mich beim Lesen des geschilderten Zusammenhangs von „Helfersyndrom“ und „Burnout-Syndrom“ durchzuckte, wird auch meine geschätzten Kollegen von derartigen Äußerungen abhalten.
    Den Lesern dieses Textes möchte ich also den von Susanne Eder konstruierten Schrecken wieder nehmen. Derartige beschriebene Stigmatisierungen und pauschalen Zusammenhänge werden Ihnen im Rahmen einer professionellen Beratung nicht begegnen.
    Mit therapeutischem Gruß

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